vom 12.01.2023

Fassungslosigkeit, Trauer und Wut

Gesamtschüler reisten nach Auschwitz

Siegburg. Lidia Maskymowicz ist drei Jahre alt, als sie nach Auschwitz-Birkenau kommt. Mehr als ein Jahr überlebt sie das Vernichtungslager, bis dieses am 27. Januar 1945 von Soldaten der Roten Armee befreit wird. Doch trotz ihrer frühen Kindheit hat sie Erinnerungen an die Erlebnisse, die sie in der menschgemachten Hölle sammeln muss. Diese teilt sie heute, 78 Jahre sind vergangen, mit Schülern aus aller Welt. Im Dezember trifft sie sich mit 20 Jugendlichen, die unter der Leitung von Sebastian Ghofranifar und Stefan Wahl aus der Gesamtschule am Michaelsberg nach Polen gereist sind. Sie erzählt unter anderem, wie KZ-Ärzte Experimente an ihr und den anderen Kindern, die mit ihr in einer Baracke lebten, durchführten.

Der Ort, an dem Lidia Maskymowicz dieses Grauen erlebte, ist den Schülern der Jahrgangsstufe Q1 zu diesem Zeitpunkt bereits bekannt. Die Jugendlichen werden auf ihrer kurzen Reise durch Oświęcim, wie die Stadt, deren Name wie kein anderer als Symbol für Holocaust, Völkermord und Nazi-Terror steht, heute heißt, geführt, besuchen das jüdische Museum. Auf den Rundgang durch das Stammlager Auschwitz I folgt der Besuch des Vernichtungslagers Birkenau. Nicht nur die sogenannte "Zentralsauna", die als "Entwesungs- und Desinfektionsanlage" bei der Aufnahme von deportierten Menschen diente, hinterlässt Fassungslosigkeit, Trauer und Wut. Bei zwölf Grad unter Null frieren die Schüler trotz wärmender Winterjacken. Unvorstellbar, wie die Insassen in dünner Häftlingskleidung und unbeheizten Baracken hier überleben konnten.

In Harmęże besichtigt die Gruppe die Kunstausstellung des Auschwitz-Überlebenden Marian Kołodziej, in Krakau lernen sie das jüdische Viertel Kazimierz kennen, wo ihnen das Leben vor dem deutschen Überfall auf Polen und dem Holocaust geschildert wird. Dann treffen sie auf die eingangs vorgestellte Lidia Maskymowicz, bevor die Reise mit einem Abendessen bei jüdischer Livemusik ihren Abschluss findet.

Das Ziel der Klassenfahrt, sich ohne Schuldgefühle der historischen Verantwortung, die sich aus dem Wissen der nationalsozialistischen Verbrechen ergibt, zu stellen, wird in den nächsten Wochen mit eigenen Projekten intensiviert. In diesen sollen sich die Schüler individueller Konsequenzen, gesellschaftlicher Werte und zivilen Verhaltensweisen bewusst werden, die ein vorurteilsfreies, humanes und demokratisches Miteinander über Grenzen hinweg ermöglicht. Die Ergebnisse werden zum Ende des Schuljahres im Rahmen einer Ausstellung präsentiert.

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