vom 18.12.2022

Junge Anno-Radler über die Letzte Generation und FFF

"Wir sind keine Klimaterroristen"

Siegburg. Leonhard Widera, auf dem Foto rechts, und Felix Ahlmann kommen mit ihren Rädern zum vereinbarten Treffpunkt am Markt. Während die beiden Schüler ihre Velos abschließen, sind wir direkt im Thema. "Die Ständer hier sind schon sehr gut. Perfekt wären sie, wenn diese mit Kunststoff ummantelt wären, damit der Rahmen nicht zerkratzt." Aber das sind Feinheiten. "Das Radfahren in Siegburg macht durchaus Spaß!", sind sich beide einig. Und sie müssen es wissen.

Im September nahmen Leonhard und Felix, beide 15 Jahre alt, im Team Anno-Gymnasium am Stadtradeln teil und sammelten damit im Wettbewerb der Kommunen des Rhein-Sieg-Kreises auch Kilometer für Siegburg. Ohne die Schülerschar wäre eine Podiumsplatzierung der Kreisstadt erneut verpasst worden. Leonhard und Felix radelten vorne mit, hatten nach drei Wochen jeweils fast 400 Kilometer auf dem Tacho stehen. Grund genug, uns mit ihnen zu treffen.

"Wir bewegen uns fast nur mit dem Fahrrad fort", erzählen die beiden. Felix berichtet von Touren, die er in seiner Kindheit gemacht hat. 300 Kilometer in den Osterferien, irgendwo in Deutschland. "Man sieht viel mehr, als wenn man im Auto sitzt", schwärmt er. "So etwas wäre trotzdem nichts für mich", grübelt Leonhard, der gerne sportlich unterwegs ist, "am liebsten in Wald und Feld". Als passionierter Fahrradbastler macht er sich auch mindestens einmal pro Woche auf den Weg zum Händler in St. Augustin. Das Stadtradeln war ein Anreiz, noch mehr Ausfahrten zu unternehmen. Die Lehrer motivierten zusätzlich. So gab es an einem schulfreien Tag die Hausaufgabe, möglichst viele Fahrradkilometer zu sammeln. Die Freunde umrundeten die Wahnbachtalsperre oder rollten siegab- und rheinaufwärts bis nach Bad Godesberg. "Es war toll zu sehen, was man alles aus eigener Kraft schaffen kann", staunen beide. Der positive Nebeneffekt: Das ging offensichtlich nicht nur ihnen so. "Seit dem Stadtradeln kommen viel mehr Schüler mit dem Rad zum Unterricht." Die Folge: "Obwohl es bei uns echt viele Stellplätze gibt, muss man, wenn man später kommt, lange nach einem freien suchen."

Auf ihre Räder möchten Leonhard - er besitzt übrigens drei - und Felix nicht verzichten. Selbst im Winter, wenn nicht nur Kälte und Dunkelheit viele andere vom Besteigen des Drahtesels abhalten, schwingen sie sich in den Sattel. Sorgen Eis- oder Schneeglätte für Rutschgefahr, werden kurzerhand Spikereifen aufgezogen, die ein sicheres Vorwärtskommen ermöglichen. "Es macht Spaß, man ist mobil, kann einfach mal irgendwohin fahren, ist flexibler als zu Fuß oder mit Bus und Bahn, oft sogar schneller als mit dem Auto", zählen sie die Vorzüge dieser Art der Fortbewegung auf. "Und ganz nebenbei schont man auch noch das Klima."

So sind wir schließlich auch bei dem Thema, das aktuell so viele Menschen auf unterschiedlichste Art bewegt, Familien und Freundschaften spaltet, durch das manchmal sogar verallgemeinernd eine ganze Generation - die von Leonhard und Felix - als "Schulschwänzer" oder "Klimaterroristen" abgewertet wird. Den Protestformen der Letzten Generation, deren Mitglieder sich auf Auto- oder Landebahnen ankleben oder Kunst mit Tomatensuppe bewerfen, können beide nichts abgewinnen, "das ist kontraproduktiv"; auch mit Fridays for Future (kurz: FFF) waren sie noch nicht auf der Straße. "Statt einmal in der Woche zu demonstrieren, sollten wir lieber unser Verhalten ändern", sind sich beide einig - und auf einem guten Weg, vorbildlich voranzuradeln.

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