vom 12.11.2022

Frau, Leben, Freiheit

Siegburger Unterstützung für die Menschen im Iran

Siegburg. 16. September 2022. Wenige Tage vor ihrem 23. Geburtstag stirbt Mahsa Amini in einem Krankenhaus der iranischen Hauptstadt Teheran. Die Sittenpolizei nennt einen Herzinfarkt und Schlaganfall als Todesursache; in sozialen Medien ist zu lesen, der jungen Frau sei mehrfach gegen den Kopf getreten worden, als sie sich bei ihrer Festnahme zu Wehr setzte. Das ihr vorgeworfene Vergehen: der Hidschab habe ihr Haar nicht vorschriftsgemäß bedeckt.

In den folgenden Tagen bekunden Frauen in vielen Orten des Irans Sympathie mit Amini. Sie demonstrieren, indem sie ihre Kopftücher öffentlich ablegen. Es bilden sich Protestzüge gegen das Regime, Parolen wie "Nieder mit der Diktatur" und "Frau, Leben, Freiheit" schallen durch die Häuserschluchten. Die Menschen, die für mehr Demokratie auf die Straße gehen, riskieren ihr Leben. Mehr als 300 haben ihren Mut in den letzten Wochen mit dem Tod bezahlt, befürchten Menschenrechtsaktivisten. Erst in der vergangen Woche rief das Auswärtige Amt dazu auf, den Iran zu verlassen. "Für deutsche Staatsangehörige besteht die konkrete Gefahr, willkürlich festgenommen, verhört und zu langen Haftstrafen verurteilt zu werden."

In Deutschland besteht diese Gefahr nicht. Erst am vergangenen Wochenende demonstrierten Tausende in Köln für mehr Unterstützung der Menschen im Iran und in der Ukraine. Zwei Wochen zuvor kamen in Berlin nach Schätzung der Polizei 80.000 zusammen, um sich mit den protestierenden Iranerinnen und Iranern solidarisch zu zeigen.

Hamun Bahadorvands Wurzeln liegen im Iran. Nach der "Islamischen Revolution" 1979 verließen seine Eltern 1984 den persischen Staat. Er selbst erblickte erst drei Jahre später in Köln das Licht der Welt, seit sieben Jahren nennt er Siegburg seine Heimat. Die Heimat seiner Eltern kennt er nur von einem Urlaub, der bereits 17 Jahre zurückliegt. Doch das Schicksal der Menschen im Iran, vor allem der Frauen, lässt ihn nicht unberührt. "Jeder Mensch auf der Welt sollte frei entscheiden dürfen, wie er sich kleidet. Und ich möchte die iranische Regierung gerne fragen, mit welchem Recht sie das eigene Volk unterdrückt."

Bahadorvand erlebt, "wie meine Eltern unter der Situation leiden". Auf der einen Seite ist da die Hoffnung, dass es "endlich zu einem Wandel" kommen wird. "Gleichzeitig haben sie Angst" - ein Teil der Familie lebt weiterhin in der islamischen Republik - "und Mitleid mit den Menschen, die im Kampf für ihre Freiheit genau diese, vielleicht sogar ihr Leben verlieren."

"Mir geht es nicht anders", sagt Bahadorvand, "auch wenn meine Verbindung zum Iran weniger intensiv ist." Sehr ausgewogen versucht er, sich über verschiedene Kanäle über die Situation in Teheran und anderen Städten zu informieren. "Man darf nicht alles glauben, was im Internet kursiert", mahnt er. Und trotzdem möchte er ein Zeichen setzen, sich solidarisch mit den Protestierenden zeigen. Voll des Lobes ist er für die Aktion von Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf, die ihre Instagram-Accounts leergeräumt und "für immer" an zwei iranische Aktivistinnen, Azam Jangravi und Sarah Ramani, verschenkten.

Selbst ist Bahadorvand auch in den sozialen Medien aktiv. Seinen Instagram-Account, auf dem ihm 13.000 Menschen folgen, bezeichnet er als "Umkleidekabine", die seinen Weg von einem Leben mit Übergewicht hin zum Kraftsportler, der sich für die Hyrox-Weltmeisterschaft in Las Vegas qualifizierte, dokumentiert. Mehr als 50 Kilogramm verlor der Athlet, über dessen Gewichtsabnahme Express, RTL und Sat.1 berichteten. "Meine Plattform ist zwar nicht politisch, aber auch ich möchte meine Reichweite nutzen." 

So nahm Bahadorvand Kontakt zu Bürgermeister Stefan Rosemann auf, der die Aktion gerne unterstützt: "Der Auslöser der Proteste mag der Kampf für die Rechte der Frau gewesen sein. Doch es geht um mehr: Es geht um die Rechte und die Freiheit aller Menschen im Iran. Deshalb unterstütze ich das Anliegen von Hamun Bahdorvand sehr gerne und hoffe, dass es weltweit viele weitere Unterstützer geben wird."

Foto, v.l.: Bürgermeister Stefan Rosemann sowie Hamun und Annika Bahadorvand mit dem Solidaritätsbekundung "Frauen, Leben, Freiheit", dem Slogan der iranischen Protestbewegung.

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