vom 27.08.2022

Bibliotheksleiterin geht in den Unruhestand

Bonse verabschiedet sich nach vier Jahrzehnten

Siegburg. Christiane Bonse, die 40 Jahre die Stadtbibliothek Siegburg führte, geht in den Ruhestand. In ihre Amtszeit fallen unter anderem der Umzug der Bücherei aus der Breite Straße in das Siegburger Stadtzentrum 1989, die Einführung von Wochenendöffnungszeiten, die digitale Medienausleihe "Onleihe", die RFID-Einführung (RFID ermöglicht mit Hilfe eines Transponders die automatische und berührungslose Identifizierung von Objekten) als erste Bibliothek in Deutschland und die damit verbundene Anschaffung von Selbstbedienungsterminals oder, ganz aktuell, die Etablierung des Forschungslabors UFO im Juze Deichhaus. 

Die gebürtige Bonnerin studierte in ihrer Heimatstadt, in der sie bis heute lebt, Bibliothekswissenschaften, arbeitete dann zunächst in der Universitätsbuchhandlung Lempertz, deren Schwerpunkt in den Fächern Philosophie und Theologie lag. Im September 1980 wechselte sie in die Stadtbibliothek Siegburg, stieg dort bereits nach einem Monat zur stellvertretenden Leiterin auf.

Ab 1982, die Leiterin Beate Pilger gab diese Funktion aus familiären Gründen auf, verwandelt Bonse den Ausleihort von Büchern in ein Medienhaus und einen Aufenthaltsort, der mit verschiedenen Veranstaltungsformaten - in und außerhalb der regulären Öffnungszeiten - Platz für Erlebnisse bietet. Es sind nicht nur bekannte Autoren oder Schauspieler, die sich präsentieren und das Flaggschiff "Literaturwochen" weit in die Region ausstrahlen ließen, sondern auch Enthusiasten aus Siegburg und Umgebung, denen eine Plattform für ihre Leidenschaft gegeben wird. Sei es der Bücher-Talk mit Lioba Herhaus oder die philosophische Reihe "Kunst und Brot" mit Rüdiger Kaun und Jürgen Röhrig.

Immer in Bonses Fokus: die Bibliotheksbesucher und das Team. Sie führt unter dem Motto, dass ein Chef nur so gut ist wie seine Mitarbeiter. Sie sieht die Angestellten nicht als Arbeitskraft, sondern auch als Menschen, deren Fähigkeiten und Fertigkeiten sie gerne fördert. Ideen aus der "Mannschaft" greift sie auf, wirbt für deren Umsetzung auch bei Politik und Verwaltung. Das Wohlfühlklima kommt an und zeigt sich in den hohen Besucherzahlen und in der minimalen Fluktuation im Team. 

Eine besondere Herausforderung kurz vor Ende des Arbeitslebens ist die Corona-Pandemie mit den einhergehenden Schließungen. Bonse freut sich, dass es ihr gemeinsam mit dem Team gelungen ist, den Kontakt zu den Nutzern der Bibliothek nicht zu verlieren. Grundlage dafür sind innovative Ideen wie der "Bücherkorb" - bestellte Medien werden kontaktlos zum Ausleiher gebracht - oder der gestreamte "Literaturlunch", bei dem Mitarbeiter ihre Lieblingsbücher vorstellen.

"Ich bin dankbar für eine wundervolle Berufszeit und dankbar, einen Nachfolger gefunden zu haben, der mit vielen neuen Ideen, aber dem gleichen Service- und Teamgedanken, den großen Bibliotheksdampfer als Kapitän auch bei hohem Wellengang sicher und kompetent lenken wird." Selbst freut sich die Frau, die die meiste Zeit ihres Lebens den Büchern gewidmet hat, auf einen "Unruhestand". Wandernd und radelnd möchte sie Deutschland "richtig kennenlernen", Zeit mit Freunden und Familie verbringen, sich ehrenamtlich im sozialen Bereich engagieren, mehr Zeit in den Pferdesport investieren. "Aber mein Team wird mir fehlen!"

Zu guter Letzt muss bei einer Frau, die vier Jahrzehnte lang eine Bibliothek geführt hat, natürlich die Frage nach einem Literaturtipp gestellt werden. "Da tue ich mich schwer", gesteht Bonse. "Zum einen hatte ich in den letzten Jahren zu wenig Ruhe zum Lesen, zum anderen sind Bücher immer eine sehr persönliche Sache: Die einen lesen gerne bestimmte Autoren, andere interessieren sich für bestimmte Genres oder Themen …" Aktuell, "um innezuhalten und in meinem neuen Leben anzukommen", hat sie mit "In den Wäldern der Biber" von Franziska Fischer begonnen, "ein abschließendes Urteil kann ich mir allerdings noch nicht bilden". Ansonsten ist sie ein Fan von Philip Roth ("Amerikanisches Idyll"), im Jugendbereich findet Bonse die Bücher von Anne Freytag ("Dein Mund voll ungesagter Dinge") sehr lesenswert.

Foto: Mit dem im vergangenen Jahr verstorbenen Architekten Hartmut de Corné arbeitete Christiane Bonse im Rahmen der Neugestaltung der Stadtbibliothek 2014 eng zusammen. In diesem Zusammenhang wurde auch ein weiterer Traum der scheidenden Leiterin verwirklicht: die Verbindung mit dem Stadtmuseum zu einem gemeinsamen Kulturhaus.

Kontakt

Stadtverwaltung Siegburg
Nogenter Platz 10
53721 Siegburg

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+49 2241 102-1284
rathaus@siegburg.de
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