vom 10.08.2022

Aufarbeitung nach heftigem Shitstorm

Rassismus-Vorwürfe: Schulaufgabe löste Empörungswelle aus

Siegburg. "Heute fegte ein Shitstorm über unsere Schule, der uns sehr getroffen hat. Uns wurde Rassismus und Diskriminierung vorgeworfen. Dabei konnte der Eindruck entstehen, hier würden Stereotypen bewusst gegen eine Minderheit eingesetzt. Dies ist nicht der Fall, und es wird auch niemals der Fall sein", teilte das Gymnasium Alleestraße Anfang Februar auf seiner Webseite und in den sozialen Medien mit. "Dennoch entschuldigen wir uns bei allen, die sich dadurch verletzt fühlen könnten. Selbstverständlich war das weder die Absicht der Schule noch eines einzelnen Lehrers. Wir sind eine offene, tolerante und internationale Schule. Das wird so bleiben."

Was war geschehen? Auf eine im Philosophie-Unterricht gestellte Aufgabe folgte eine Empörungswelle in Orkanstärke. Das Beispiel, das es zu diskutieren galt? Um ihm eine Aufenthaltserlaubnis zu besorgen und die Existenz zu sichern, will ein türkischer Vater seine Tochter mit ihrem Cousin verheiraten - ohne ihr Einverständnis. Ausgelöst in den sozialen Medien, springen Express, RTL, WDR, Rheinische Post, General-Anzeiger und Co. rasant auf den Zug auf (wir berichteten).

Direkt im Anschluss an die Ereignisse kündigte Schulleiterin Sabine Trautwein an, die Erfahrungen mit dem nötigen zeitlichen Abstand aufzuarbeiten. Im Austausch innerhalb des Kollegiums wurden in den vergangenen Wochen zwei Interessensschwerpunkte deutlich: 1. Wie entsteht überhaupt ein Shitstorm, wie geht man mit ihm um? 2. Wie kann Rassismus- und Extremismusprävention im Unterricht angewendet werden? Pünktlich zum Start des neuen Schuljahrs fand gestern ein pädagogischer Tag für die Lehrerinnen und Lehrer des Gymnasiums statt. 

"Hast du schon einmal überlegt, abzunehmen?" oder "Du sprichst aber gut Deutsch!" - Anhand dieser Beispiele fokussierten sich Mitarbeiterinnen des Schulpsychologischen Dienstes, Britta Esp und Marina von Heesen, innerhalb eines Workshops darauf, wie meist lapidare Äußerungen beim Gegenüber wirken, dass es allgemein auf Haltung ankommt, wie sich das Kollegium präsentiert und positioniert oder wie wichtig es ist, oftmals unmittelbar zu reagieren, um den Fokus weg vom Täter hin zum Betroffenen zu verschieben. Praktische Beispiele wie das Vielfaltsbarometer der Robert Bosch Stiftung, bei dem Fragen und Aussagen getätigt und anschließend als Vorurteil oder Diskriminierung eingeordnet werden, Musikvideos als Gesprächsanlass oder Spiele, die einen Perspektivwechsel anregen, helfen im Klassenzimmer künftig dabei, niederschwellig ins Thema einzusteigen.

"Das böse Netz?" - Wie rasant Kritik zu lodernder Online-Hetze wird, warum die Schnelllebigkeit im Internet nicht zu unterschätzen ist und dass es mittlerweile unerlässlich ist, neben der analogen Welt auch digital vernetzt zu sein, thematisierte der Bonner Medienspezialist Thomas Schwarz. Social Media und die Kommunikation auf mehreren Kanälen sind längst Realität geworden, auf die sich auch Schulen einlassen müssen. 

"Im Auge des Shitstorms" - siegburgaktuell vom 15. Februar 2022
Instagram: Schulleiterin Sabine Trautwein während der Fortbildung

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