vom 18.03.2022

Vermessung zwischen Wolkenbergen

Siegburg betritt verspätet das bekannte Land

Siegburg. Die Bilder hingen schon. Der erste Coronalockdown im März 2020 verhinderte die lange geplante Ausstellung "Terra Cognita" der Künstlerin Heike Negenborn im Siegburger Stadtmuseum. Aufgeschoben hieß nicht aufgehoben. Die Schau beginnt mit 48-monatiger Verzögerung an diesem Sonntag um 11.30 Uhr. Werke aus der Pandemie erweitern das ursprüngliche Ausstellungsprogramm.

Negenborn lässt Wolken quellen. Klippen erheben sich majestätisch vor dem betrachtenden Auge. Was aber bedeuten die Linien und Geraden zwischen Bäumen, Sträuchern und Horizont? Warum wird aus der romantisch anmutenden Darstellung ein Bauplan, der uns an die Buchklappe von Daniel Kehlmanns Welterfolg "Die Vermessung der Welt" erinnert?
Stadtmuseumsleiterin Dr. Gundula Caspary erklärt die Strichlein so: "Negenborn bezieht sich nicht naiv auf die Ästhetik der Natur, sondern macht sich die Errungenschaft der Alten Meister und der Renaissance zu Nutze und entwickelt sie weiter, verfährt höchst rational und planvoll bei der Erfassung und Vermessung der Landschaft sowie der anschließenden Konstruktion ihrer Gemälde. Sie thematisiert die Bedeutung der Konstruktion in der Kunst mit den analogen Mitteln der Zeichnung, Druckgrafik und Malerei und deren digitaler Überarbeitung."

In ihrer ersten Schaffensphase, so Negenborn, habe sie sich beim Porträt zuhause gefühlt, bis sie 1989 auf einer südfranzösischen Hochebene der Erhabenheit unseres Planeten gewahr wurde und sich umorientierte. An der Nahe, in ihrer rheinland-pfälzischen Heimat, konnte man sie zuletzt sehen, mit Skizzenstift bewaffnet, unter dem anderen Arm den Winkel für genaue Berechnungen. Der Oberstufenkoordinator eines Gymnasiums würde attestieren: Klarer Fall für die Leistungskurskombination aus Kunst und Mathe …

Noch einmal zurück zu den Wolken. Sie einzufangen, sei diffizil. Negenborn: "Sie sind ständig in Bewegung, verändern gleichzeitig ihre Form." Die gewaltigen Wolkentürme auf unserem Foto spielen mit barocker Ikonographie. Man wartet auf Gottvater, der mit strengem Blick gen Erde blickt. Nichts lag der Schöpferin ferner, als einen bärtigen Schöpfer einzubauen. "Ich bin völlig unreligiös."

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog. Er kostet am Rande der Vernissage 19 statt regulär 24 Euro. Künstlergespräche finden am 2. und 30. April um jeweils 15 Uhr statt.

Stadtmuseum Siegburg: "Heike Negenborn: Terra Cognita"

Kontakt

Stadtverwaltung Siegburg
Nogenter Platz 10
53721 Siegburg

+49 2241 102-0
+49 2241 102-1284
rathaus@siegburg.de
https://siegburg.de

Newsletter

Anmeldung
Jetzt für unseren täglichen Newsletter anmelden.


Newsletter-Archiv

Oben