vom 28.01.2022

Tausche Paar-Porträt gegen Postkarte

Mission Humperdinck für Kai Diekmann noch nicht abgeschlossen

Siegburg. Expansion und Umzug der Agentur Storymachine innerhalb Berlins. Umfangreiche Stiftungs- und Kuratoriumstätigkeit. Und - einmal Medienmensch, immer Medienmensch - eine ungebremste Mitteilungsfreude. Nicht mehr so sehr auf Papier. Vorzugsweise auf Twitter und Instagram. Für Kai Diekmann gibt es ein Leben nach der Bild-Zeitung.

In dieses Leben gehört die intensive Beschäftigung mit Engelbert Humperdinck. Seit der ehemalige Chef von Deutschlands auflagenstärkster Zeitung das Haus auf Usedom kaufte, in dem Humperdinck sich ab 1906 mehrfach für die Sommerfrische und fürs ungestörte Tondichten zurückzog, ist er ein Verehrer des großen Siegburger Sohnes.

Rückblende: Im Humperdinckjahr 2021 produzierte Diekmann gleich mehrfach (musikalische) Schlagzeilen. Im März überreichte er dem Siegburger Stadtmuseum die Komposition "Erinnerung", die Humpi, wie ihn die Einheimischen liebevoll nennen, im zarten Alter von 17 Jahren für seine Schwester Ernestine schrieb. Die Novität krönte die Ausstellung "Hokuspokus Hexenschuss". Nur ein halbes Jahr später der nächste Coup. Diekmann erstand die Tagebuchreihe des Humperdinck-Sohnes Wolfram und stellte sie der Kreisstadt als Dauerleihgabe zur Verfügung. Anhand der Einträge erforscht die Musikwerkstatt in der Zeughausstraße das Wirken des Intendanten gründlich. Werkstattleiter Dr. Christian Ubber nimmt sich aktuell der Sache an.

Am Mittwoch stippvisierte Diekmann erneut im Museum. Diesmal kam er, um zu tauschen. Er erhielt aus dem Siegburger Stadtarchiv eine Postkarte, geschrieben von Engelbert Humperdinck am 14. September 1916 in Heringsdorf auf Usedom, Kulm 1. Humperdinck war die maritime Abgeschiedenheit seines Quartiers, der "Villa Meeresstern", äußerst angenehm, seit er 1906 hier abstieg, um sich in die Arbeit an der Schauspielmusik für Shakespeares "Sturm" zu stürzen. Heute gehört das Strandhaus Kai Diekmann. Das Anwesen ist, wie oben beschrieben, der Ausgangspunkt für seinen Humperdinck-Enthusiasmus.

Auch zum Zielort der Postkarte kann Diekmann eine persönliche Verbindung aufbauen. Sie richtete sich an den Weltkriegsgefreiten Wolfram Humperdinck in der Potsdamer Turmstraße. "Die Adresse ist nur einen Steinwurf von unserem Wohnsitz entfernt." Mit Ehefrau Katja Kessler wohnt der Journalist am Jungfernsee vor den Toren Berlins. Das Paar hat vier Kinder.

Auf der Vorderseite der Karte verewigte der Meister Noten des im Entstehen begriffenen Werks "Gaudeamus". Die Schauplätze dieser rheinromantischen Oper haben Mitglieder der Familie Diekmann/Kessler im Zuge einer Sommerreise allesamt aufgesucht: Assmannshausen, Boppard, Drachenfels. Endpunkt war das Humperdinckhaus am Siegburger Markt.

Bleibt die Frage: Was gab der Gast? Diekmann überbrachte dem Stadtarchiv eine Fotografie von Humperdinck und Gattin Hedwig aus dem Jahre 1898. Fachmann Christian Ubber kannte das Porträt der Eheleute bislang nicht, kann es aber sehr gut gebrauchen. "Es eignet sich hervorragend für die neue Präsentation im Stadtmuseum." In der Widmung für einen gewissen Julius Hess auf der Bild-Rückseite bezieht sich Humperdinck auf die Uraufführung der "Maurischen Rhapsodie" in Leeds am 7. Oktober 1898. In welchem Verhältnis Hess zum Komponisten stand, wird noch zu ermitteln sein.

Ubber erklärt die Entstehungsgeschichte der "Maurischen Rhapsodie": "Nach dem Tod Richard Wagners begab sich Humperdinck auf eine ausgedehnte Reise bis nach Südspanien und Nordafrika. Die Rhapsodie spielt mit den dort aufgenommenen Eindrücken." Eine Panne ging dem Ersterklingen in Leeds voraus. Die vorab verschickten Partituren für die Proben in England verschwanden auf dem Postweg, mussten nachgeliefert werden. Ubber: "Dasselbe passierte vor der Uraufführung mit der Ouvertüre von Hänsel und Gretel. Die Noten waren unauffindbar. Die erste Vorstellung musste daher ohne Ouvertüre auskommen."

Foto: In der Humperdinckabteilung des Stadtmuseum: Kai Diekmann mit Postkarte und Dr. Christian Ubber mit dem Paar-Porträt. Rechts Stadtarchivar Jan Gerull.

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