vom 29.11.2021

Nicht nüchtern, aber objektiv

Am Stammtisch mit dem Sitzungspräsidenten

Siegburg. "Schön, dass wir uns alle noch einmal gesehen haben, bevor wir uns demnächst wieder häuslich einrichten!" Das erneut die Schlagzeilen beherrschende Thema wurde beim Auftritt Volker Weiningers am Freitagabend im Rhein Sieg Forum erst zur Zugabe eins. Zuvor schaffte es der Kabarettist, zwei Stunden lang Corona vergessen zu lassen. Pointiert, nie bösartig, nahm er den Sitzungskarneval auf die Schippe, begrüßte die Ehrengäste, "die sich wieder Freikarten zusammengeschnorrt haben"; und erklärte, er akzeptiere den Alkoholismus "als unvermeidbaren Kollateralschaden der Fünften Jahreszeit". Für den Klüngel hat er eine einfache Erklärung: "Wie sonst soll ein Verein existieren?"

Den roten Faden des Abends bildet das Warten auf eine "Spitzenband des Kölner Karnevals", die der Sitzungspräsident nur dank "genug Vitamin B im Blut" engagieren konnte. Diesmal müsse er nicht auf "Peter aus dem Gemeinderat" zurückgreifen, der im Vorjahr "in einer fünfstündigen Büttenrede die neue Abwasserverordnung vorstellte. Der Elferrat hat am Ende zermürbt zugestimmt." Überhaupt wäre es für die Clubs immer schwieriger, ein Programm aus den eigenen Reihen auf die Beine zu stellen. "Ständig höre ich, den Vereinen liefen die Mitglieder davon. Ich wäre froh, wenn meine überhaupt noch laufen könnten."

Weininger spannt den Bogen weiter, parodiert den klassischen Stammtisch. Er erzählt von seinem Literaten, "einer medizinischen Sensation. Der hatte sogar einen Starschnitt in der 'Apotheken-Umschau', denn der arbeitet bei der Gemeinde und hatte Burnout. Ich dachte immer, dass sich das wie mit Leverkusen und der Meisterschaft verhalte." Auch Kegelclub, Skat- und Männergesangsverein bekommen, "nicht nüchtern, sondern objektiv betrachtet", ihr Fett weg. Ebenso wie "Mädels", die, mit zerrissenen Jeans und knöchelfrei "im Winter an der Bushaltestelle stehen und mit den Zähnen klappern, dass du denkst, die Störche wären zurück" und Hipster, in deren "Rauschebart seltene Vogelarten einen Nistplatz gefunden haben". Weininger wirft die Frage in den Raum, warum Vegetarier immer "Fleisch nachbauen" müssen - "ich gehe doch auch nicht zum Metzger und bestelle zwei Pfund Hackfleisch für den Obstsalat am Nachmittag." Er sinniert über deutsche Autobahnbaustellen ("Da hängen die Spinnweben an den Baggerschaufeln") und -raststätten ("Am Ende des Monats kannst du da nicht mehr einkehren"), empfiehlt, ab und zu aus dem Fenster zu schießen, "damit die Miete halbwegs stabil bleibt". Und er appelliert für Aufgabenteilung in der Ehe. "Meine Frau hat gestillt, das konnte ich ja nicht. Ich habe dafür geschlafen, denn das konnte sie ja nicht."

Letztendlich steht der Sitzungspräsident dann doch ohne Spitzenband da und freut sich, dass auch mit den eigenen Kräften bis zum Schleudertrauma geschunkelt wird. "Das ist Fastelovend!"

Dann ist es Zeit für die Zugabe. "Corona ist auch irgendwie ein Intelligenztest. Und verdammt viele sind durchgefallen", sinniert Weininger. "Ganz vorneweg: Leute, die allein im Auto sitzen und Maske tragen." Aber auch Trump mit seiner Schlussfolgerung, dass wir weniger Coronafälle hätten, würden wir weniger testen. Und natürlich alle, "die nicht einmal geradeaus denken können, jetzt aber meinen, querdenken zu müssen".

Ach ja, am Ende standen 13 Stangen Kölsch, ein auf Ex geleerter Flachmann und das Nippen an einem Glas Wasser ("Schmeckt komisch, das hatte ich anders in Erinnerung") auf dem Sitzungspräsidenten-Deckel.

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