vom 15.10.2021

Dem Vergessen entrissen

Gedenktafel erinnert an 19-fachen Zwangsarbeiter-Tod in Kaldauen

Siegburg. Ulrich Tondar ist gebürtiger Westfale, der seit mehr als einem halben Jahrhundert in Kaldauen zuhause ist. Man kennt ihn durch sein Engagement für die beiden Kirchen, für das kleine Kapellchen. Im Laufe der Zeit hat er sich mit Lust und Akribie in die Kaldauer Ortsgeschichte vertieft, die am 23. März 1945 ihr wohl traurigstes Kapitel schrieb. Tondar recherchierte, was fast verschüttet war und nur noch als Oral History, als mündliche Überlieferung, existierte: den Beschuss einer 40-köpfigen Zwangsarbeitergruppe kurz vor Kriegsende. 

Am Morgen des Schicksalstages werden die von den Nazis aus allen Teilen Europas verschleppten Frauen und Männer, die im deutschen Reich in der Rüstung und Landwirtschaft schuften müssen, über die Hauptstraße getrieben. Auf der anderen Seite der Sieg liegen schon die Amerikaner, die das Geschehen in Kaldauen mitbekommen und fehldeuten. Sie gehen von einer deutschen Truppenbewegung aus, feuern Granaten ab. 19 Zwangsarbeiter sterben. Ihre Namen nehmen sie mit ins Grab. Wir wissen bis heute nicht, wie sie hießen.

"Unbeschreibliche Szenen", wie Tondar es nennt, spielen sich ab. Die Kaldauer Bevölkerung, zu diesem Zeitpunkt Frauen, Kinder und Ältere, versucht, mit einfachsten Mitteln zu helfen. Vergebens.

Seit gestern erinnert eine Gedenkstele an der erst kürzlich angelegten Blumenwiese an die Tragödie. Illustriert wird die Infotafel von einer eindrucksvollen Zeichnung, die Anno-Gymnasiasten vom Zug der Zwangsarbeiter anfertigten. Weiter unten ist Katharina Schmidt, der "Engel von Kaldauen", abgebildet. Sie war eingebunden in die verzweifelten Maßnahmen der Ersten Hilfe. 

Nicht nur die von Grafiker Eric de Corné gestaltete Stele ist neu am Platz. Die Bank an der Wiese erfuhr, ebenso wie der kleine, neben der Hauptstraße 95 abzweigende Weg, eine Instandsetzung durch den Bauhof. So ist das Schild gut erreichbar, das Erlesene kann bei einer Rast nachwirken. 

Über die folgenden Links gelangen Sie zu den drei Newslettern, in denen wir im März 2020 die Geschichte des Zwangsarbeiterbeschusses ausführlich beschrieben. Die Darstellung der an Dramatik kaum zu überbietenden Ereignissen reicht über das Kriegsende hinaus. 

Foto: Links der Tafel nehmen die Kaldauerinnen Anna Diegeler-Mai und Rita Schubert Vizebürgermeisterin Dr. Susanne Haase-Mühlbauer in ihre Mitte. Auf der rechten Seite Heimatforscher Ulrich Tondar und Bürgermeister Stefan Rosemann. 

Erster Teil der Tragödie
Zweiter Teil der Tragödie
Dritter Teil der Tragödie

Kontakt

Stadtverwaltung Siegburg
Nogenter Platz 10
53721 Siegburg

+49 2241 102-0
+49 2241 102-1284
rathaus@siegburg.de
https://siegburg.de

Newsletter

Anmeldung
Jetzt für unseren täglichen Newsletter anmelden.


Newsletter-Archiv

Oben