vom 30.04.2021

Jugendfresser Corona?

Bürgermeister in Videokonferenz mit Fragen bestürmt

Siegburg. Die erste Jugendsprechstunde von Bürgermeister Stefan Rosemann, durchgeführt in digitaler Form am späten Mittwochnachmittag, sollte kein Corona-Spezial werden. Dennoch ist der Virus das Thema, welches Jugendliche und junge Erwachsene aktuell bewegt wie kein zweites.

"Diese Generation ist die erste, die von der Pandemie gefressen wird." René Lobe, Leiter des Jugendzentrums Kulturcafé, nimmt kein Blatt vor den Mund. Seinen Stammgästen ist die Zusammenkunft im "Kulti" versagt. Das Ausbleiben von sozialen Kontakten, von Austausch, von Unterstützungen, die den Heranwachsenden helfen, mit den Härten des Daseins klarzukommen - all diese Corona-Auswirkungen bereiten ihm arge Bauchschmerzen. Wer ihn hört, der denkt automatisch nach vorn: Welche Spätfolgen ergeben sich aus der Coronakrise? Wird man in einigen Jahren mit dem bekannten Liedtitel der Hannoveraner Band "Fury in the Slaughterhouse" sagen: Every generation got its own disease? 

Stichwort geschlossene Basketballplätze: Kann nicht ein freiwilliger Hygienewart über die Einhaltung der Bestimmungen wachen? Rosemann zeigt Verständnis für den Bewegungsdrang, schließlich ist er Handballer mit Leidenschaft: "Ein Eins-gegen-Eins unterm Korb wäre ja möglich, aber die Erfahrung zeigt, dass ganz schnell ein drei gegen drei daraus wird. Das läuft momentan nicht. Wir müssen als Stadt vorsichtig sein. Ich bin Optimist und gehe fest davon aus, dass wir in zwei, drei Monaten eine ganz andere Situation erleben." Dann mit Jugendimpfungen? "Wenn es nach mir geht, gibt's ein uneingeschränktes Ja. Aber die Impfreihenfolge wird nicht in Siegburg festgelegt."

Corona birgt vielfältige Konflikte. Da ist der junge Mann, der sich von Gleichaltrigen anpöbeln lassen muss, weil er eine Maske trägt. Der Schutz auf Mund und Nase macht ihn zur Zielscheibe von Hohn und Spott. Da sind die Jugendlichen vom Deichhaus, die wiederholt mit dem Ordnungsamt aneinandergeraten, gar vom "Hass" der Uniformierten sprechen. Rosemann hört lange zu, weiß, dass abseits des Jugendclubs "Juze" die Aufenthaltsmöglichkeiten für Teenager im Stadtteil begrenzt sind, sie sich Schulhöfe und Bushaltestellen als Treffpunkte aneignen, Kontaktbeschränkungen und Ausgangssperre für Zündstoff sorgen. Seinem Gegenüber bringt er die widrigen Umstände näher, die die Arbeit des Außendienstes seit 2020 bestimmen, bietet sich als Vermittler an.

Weitere Diskussionspunkte, hier kurz angerissen.

Skaten auf der Bowl: Die Kaldauer Bowl stelle für Ungeübte und wenig Erfahrene eine Überforderung dar, so ein Gesprächsteilnehmer. Sie werde mehr und mehr nicht zum Skaten, sondern zur Müllentsorgung genutzt. "Ich hätte dort lieber einen Fußballplatz." Jürgen Spengler von städtischen Jugendamt berichtet von der Planungsgeschichte der Anlage: Zunächst war eine flachere, einfacher zu befahrene "Schüssel" vorgesehen. Durch Anforderungen des Kanalbaus und damit verbundene höhere finanzielle Aufwendungen sei die Wanne schließlich kleiner und steiler ausgefallen. Ein weniger anspruchsvoller Siegburger Parcours befindet sich an der Luisenstraße, unter der B56-Brücke.

Graffiti: Als Suchauftrag für die städtische Jugendpflege sieht Rosemann den Wunsch nach Wänden und Mauern zum legalen Sprühen.

Selbst verwaltetes Jugendzentrum (SJZ): Die Suche des Trägervereins nach einem Versammlungsraum geht weiter. In den sozialen Medien sind die Mitglieder weiter werbend aktiv. Während der Flüchtlingskrise hatte das SJZ die außer Dienst gestellte Schule im Haufeld geräumt, die Stadtverwaltung brachte Schutzsuchende unter. Von enormen Schüben für die eigene Persönlichkeitsentwicklung im SJZ berichtet eine dort Engagierte. Stefan Rosemann, studierter Sozialarbeiter und langjähriger Jugendpfleger, hört interessiert zu und gibt zu bedenken, dass den Selbstverwalteten in der Vergangenheit Rechte zugebilligt wurden, die parallel eingeforderte Pflichterfüllung jedoch nicht - oder nicht immer - im selben Maße Schritt gehalten habe. Foto: Spengler.

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