vom 17.03.2021

Diekmann erklärt Humperdinck

Feuer, Sturm und eine ganz frühe "Erinnerung"

Siegburg. A-Dur. Drei Seiten. Einprägsam. Für den Kenner auf Talent verweisend. Engelbert Humperdinck schuf die Komposition "Erinnerung" im September 1871, kurz nach seinem 17. Geburtstag. Er widmete sie der jüngeren Schwester Ernestine, schrieb sie in ihr Poesiealbum. Zum Glück für die Nachwelt wanderte das Album nicht auf den elterlichen Speicher, der drei Jahre später, 1874, ausbrennen und das Frühwerk des Tondichters vernichten sollte.

Anderthalb Jahrhunderte ist die "Erinnerung" verschüttet. Die Fachwelt kennt sie nicht. Es ist Kai Diekmann, der frühere "Bild"-Chefredakteur und mit seiner Agentur "Storymachine" bis heute einflussreiche Medienmacher, der die Wissenschaft verblüfft. Diekmann erwirbt 2016 ein Haus an der Ostsee. Die Villa "Meeresstern" liegt auf dem Kulm, einer mit Buchen bestandenen Anhöhe der Insel Usedom. Ein Rückzugsort - auch für Humperdinck, der hier 1906 eine authentische Kulisse für seine Arbeit suchte und fand. Unter anderem entstand die Begleitmusik zu Shakespeares "Der Sturm" auf dem Eiland Vorpommerns. Diekmann hat das recherchiert (bzw. recherchieren lassen), ist über den Hauskauf zum Humperdinckfreund, ja Humperdinckkenner geworden. Er weiß, wo und mit wem der Musiker auf Usedom badete, dass er nur fünf Kilometer vom Potsdamer Hauptwohnsitz der Familie Diekmann entfernt begraben liegt. Er ersteigert das Poesiealbum, welches er nun dem Stadtmuseum für eine Zeit überlässt. Der Schatz komplettiert die Hommage an Siegburgs großen Sohn. Ab Sonntag ist die Ausstellung "Hokuspokus Hexenschuss" in den Räumen der Wechselausstellung zu sehen.

Diekmann überreicht zusätzlich einen Gedichtband von Gustav Humperdinck, Engelberts Vater. Dieser verarbeitete darin den frühen Tod von Tochter Ernestine, der Poesiealbum-Besitzerin. Ernestine erkrankte 1873 in einer Konstanzer Klosterschule an Tuberkulose und erholte sich nicht. An Engelberts 19. Geburtstag trug man sie zu Grabe. Diekmann erzählt die Familiengeschichte mit Sinn für Dramaturgie, journalistisch spannend. Gelernt ist gelernt.

Foto: Kai Diekmann übergibt das Poesiealbum an Museumsleiterin Dr. Gundula Caspary. Dr. Christian Ubber von der Musikwerkstatt, hält den Gedichtband des Humperdinckvaters Gustav in Händen.

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