vom 24.08.2020

Regime der Angst

Mutige Luxemburger standen Heer von Mitläufern und Duckmäusern entgegen

Siegburg. "Der Nationalsozialismus war ein Unterdückerregime, das auf einem elementaren menschlichen Gefühl aufbaut - der Angst." So begann Bürgermeister Franz Huhn seine gestrige Gedenkrede in Erinnerung an die am 23. August 1944 am Uhlrather Hof getöteten Luxemburger Jean Bück, Camille Körner und Marcel Charpantier. Huhn beschrieb, dass im NS-Staat jeder etwas gegen jeden in der Hand hatte, sich die Bürger  mit belastendem Material gegen ihre Mitmenschen eindeckten, um diese klein zu halten bzw. auszustechen. Ein Volk von Denunzianten, Duckmäusern, Mitläufern. Bück, Körner und Charpantier hingegen hätten sich nicht einschüchtern lassen, seien vor den Besatzern und der oktroyierten Pflicht zum Dienst in der Wehrmacht geflohen. 

Erst als sie vom Siegburger Gefängnis an der Luisenstraße zum Uhlrather Hof gebracht werden und an der Schießbahn in die Gewehrläufe der Exekutoren blicken, sei Todesangst in ihnen aufgestiegen, so Huhn: "Das Herz überschlägt, der Magen dreht sich. Die Knie werden weich. Camille Körner, der Jüngste, droht die Fassung zu verlieren. Jean Bück, dieser großartige Mensch, hält ihn. Er ist seinen Kameraden Stütze bis in den Tod."

Huhn kam zurück ins Hier und Jetzt. Die Deutschen haben aufgrund ihrer Geschichte den Auftrag, die Freiheit des Individuums mit seinem Recht auf freie, kritische Meinungsäußerung zu verteidigen. Gleichzeitig sei aber auch da einzuschreiten, wo "Meinungsfreiheit missbraucht wird, um etwa in der Corona-Pandemie rein egoistische, dem Infektionsschutz der Bevölkerung zuwiderlaufende Ziele zu erreichen".

"Das wird man in einem freien Land doch noch sagen dürfen!" - auch mit dieser pathetischen, häufig gehörten Bestätigung des eigenen Rechts auf Meinungsäußerung beschäftigte sich der Redner. Auf sie folge nicht selten plumper Rassismus, fußend auf Ressentiments und Vorurteilen. Huhn: "Und Rassismus - gerade das wird man in unserem Land noch sagen dürfen, nein: sagen müssen! - ist mit den Freiheitswerten absolut unvereinbar."

Bürgermeister Franz Huhn neben einem niedergelegten Kranz an der Ruine des Ulrather Hofs, ihm gegenüber zahlreiche Zuhörer

Kontakt

Stadtverwaltung Siegburg
Nogenter Platz 10
53721 Siegburg

+49 2241 102-0
+49 2241 102-1284
rathaus@siegburg.de
https://siegburg.de

Newsletter

Anmeldung
Jetzt für unseren täglichen Newsletter anmelden.


Newsletter-Archiv

Oben